ENSEMBLE HISTORISCHER  TANZ
BERLIN
Universität der Künste
Leitung Jutta Voß
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Barock


Barocktanz

Mit "Barocktanz" bezeichnen wir meist die Tänze, die durch Tanzmeister am Hof Ludwigs XIV. überliefert sind. In dieser Zeit wurde von Beauchamp eine Tanzschrift entwickelt, die kurze Zeit später durch Tanzbücher - so genannte "Receuils de Danse" - von Feuillet Berühmtheit erlangte, weshalb sie allgemein als "Feuillet-Notation" bekannt ist. In dieser Feuillet-Notation lassen sich Tänze ziemlich detailliert aufzeichnen. Unter anderem kann man die Fußpositionen (1., 2., 3. usw.), die Raumwege, die vertikale Position (Pliée, Élevée), Drehungen, Handfassungen in dieser Schrift angeben. Damit ist die Grundlage für viele moderne Tanznotationen geschaffen; auch die heute im klassischen Ballett gebräuchlichen Bezeichnungen für das Schrittmaterial leiten sich aus dieser Zeit her.

Bei Barocktänzen gibt es nicht nur Raumwege, die zu memorisierern sind, und die Schritte der Choreographie, die es technisch umzusetzen gilt, sondern es müssen auch noch Armbewegungen ausgeführt werden, die mit den Schritten synchron sind und diesen zu entsprechen haben. Die gleichzeitige Umsetzung von Raumwegen, Schritten und Armbewegungen erfordert viel Übung.


Kontratänze

Die Bezeichnung "Kontratänze" kommt vom französischen "contredanse", von wo sich auch das englische "country dances" herleitet. Aus dieser englischen Bezeichnung meinte man früher, dass es sich um "bäuerliche" Tänze handelt. Die "country dances" entwickelten sich jedoch eher in einer städtischen Umgebung, nämlich vermutlich im 16. Jahrhundert an den Inns of Court in London. Die Inns of Court waren eine Art bürgerliche Gegenveranstaltung zum königlichen Hof. Hier trafen und und feierten sich die Leute, die zwar nicht adelig waren, aber eine prominente Stellung in der Gesellschaft hatten, darunter zum Beispiel jene, die mit der Jurisprudenz zu tun hatten. Die Tänze wurden von berühmten Tanzmeistern choreografiert, die oft Melodien aus zeitgenössischen Singspielen (Masques) verwendeten und dazu ihre Choreografien erfanden.

Ein berühmtes Beispiel einer Sammlung von Kontratänzen ist The English Dancing Master , der 1651 erstmals von John Playford herausgegeben wurde. Die "country dances" blieben bis ins 19. Jahrhundert äußerst beliebt. Wenn Jane Austen von Bällen erzählt, dann werden dort hauptsächlich "country dances" getanzt.

Eine charakteristische Aufstellung zu einem Kontratanz ist zum Beispiel der "Longway". Dabei stellen sich die Paare hintereinander in einer Reihe auf. So genannte "Einser"-Paare wechseln sich mit "Zweier"-Paaren ab. Die Musik spielt die Tanzmelodie immer wieder, wobei typischerweise ein Durchspiel der Musik auch einer Strophe des Tanzes entspricht und das "Einser"-Paar einen Fortschritt nach unten macht, während das "Zweier"-Paar einen Platz nach oben rückt. Auf diese Weise begegnet jeder jedem einmal.

Kontratänze sind wegen ihrer bunten Raumwege und wegen der Einfachheit des üblicherweise verwendeten Schrittmaterials die Tänze, die sich am besten für den Anfängerunterricht eignen. Nicht vergessen sollte man auch den Spaß, den es macht, in netter Gesellschaft einen Longway nach unten und nach oben zu tanzen und dabei allen Anwesenden zu begegnen.